Sprenger, Mythos Motivation
Von der Finanzkrise als Krise des Machbaren

Von der Finanzkrise als Krise des Machbaren

Reinhard K. Sprenger

Das Machbare und das Nicht-Machbare

Wer wollte nicht schon immer mal die Universalerklärung für alles Unverständliche finden? Wer hätte nicht schon mal versucht, dem Masterplan des Lebens auf die Spur zu kommen, dem Schicksal, dem Nicht-Wählbaren, das mitunter ein Leben lebenslang bestimmt? Fragen zu klären wie: Warum geschieht gerade dies mir, uns, ihnen? Früher war die Antwort einsilbig: Gott. Wenn die Ernte ausblieb – Gott will uns strafen. Starb jemand zu früh – Gottes Wille. Hatten wir Glück – Gott hat Gnade walten lassen. Dabei spielte eine untergeordnete Rolle, ob Gott tatsächlich aktiv in das Erdenleben eingriff. Der mittelalterliche Mensch verbeugte sich vor dem Göttlichen, dem Unabänderlichen, was ein Mensch ist und wie ihm geschieht.

Damit ist es vorbei. Nietzsches berühmte Formulierung »Gott ist tot« signalisiert das Ende der Bescheidenheit und den Beginn der Moderne. Diese hat sofort ein Personaleinsatzproblem. Wer soll Gottes vakante Stelle besetzen?