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Der Tod des Glücks

Der Tod des Glücks

Reinhard K. Sprenger

Unvergleichliches vergleichen

Das Vorbild definiert – wie wir gesehen haben – einen Sollwert, dem andere nacheifern. Dazu ist ein Vergleich nötig: Ich bin ganz offensichtlich nicht so, wie ich sein sollte. Etwas fehlt im Vergleich zum Vorbild. Das Anerkennen des Vorbildlichen ist also eine vergleichende Handlung. Da es mir hier vor allem um die Bedingungen geglückten Lebens geht, biete ich Ihnen diesen Gedanken an:

Der Tod jedes Glücks ist der Vergleich.

Das ist eine gewagte These, ich weiß. Sie ist jedoch einen Moment des Nachdenkens wert. Denn es gibt das interessante Phänomen, dass einerseits die Individualisierung der wohl bedeutendste gesellschaftliche Gegenwartstrend ist. Andererseits gestalten viele Menschen ihren gesamten Lebensentwurf über den Vergleich mit anderen.

Aber ist das gleich der Tod jedes Glücks? Zunächst einmal ist der Moment des Glücks bewusst-los. Raum und Zeit sind aufgehoben. Ich bin vollständig »in« der Situation. Ich erhebe mich nicht »über«